Geheimnisse gelüftet

Peter hing immer noch seinen Gedanken nach als sie das Haus von Herrn Tumnus erreichten. Herr Tumnus kam ihnen freudig entgegen. Er freute sich immer, wenn die Hoheiten bei ihm zu Gast waren. Er kannte sie schon aus der Zeit, als sie noch keine Hoheiten waren. Sondern ganz einfache Adamssöhne und Evastöchter. Damals als sie Narnia zusammen mit Aslan, dem weisen Löwen, von der weißen Hexe erlösten. Aber was hatten sie für sonderbare Gäste bei sich? Ihrer doch eher ungewöhnlichen Kleidung nach waren es zwei Adamssöhne und eine Evastochter. Herr Tumnus fand es immer amüsant, dass man in Narnia Menschen als Adamssöhne und Evastöchter bezeichnete. Aber so war es eben.

Kalle war sehr gut erzogen und er wusste, wie man sich benahm. Seine Mutter hatte ihm sehr eindrücklich erklärt, dass man niemanden anstarren sollte. Aber jetzt konnte er nicht anders. „Was war das für ein seltsames Wesen?“, fragte er sich. Noch nie hatte er so etwas gesehen. Herr Tumnus hatte einen menschlichen Oberkörper und die Beine einer Ziege. „War dies vielleicht der Faun, von welchen Wilhelm erzählt hatte? Das würde ja heißen, dass dieses Buch „Narnia“ ist, genau das, was Wilhelm als Kind gelesen. Und die königlichen Hoheiten waren einfach 4 Kinder, die durch einen Kleiderschrank in diese Welt gelangt waren. Geschockt dachte Kalle weiter: „Aber nun waren sie erwachsen, also mussten sie schon jahrelang hier in dieser Welt sein.“ Langsam fragte sich Kalle, wie lang er wohl brauchen und was er noch alles erleben müsste, bevor er in sein Buch zurückkehren durfte. Er glaubte insgeheim nicht mehr daran. Und wenn er diese erwachsenen Kinder betrachtete, war er fest davon überzeugt, dass er Anders und Eva-Lotta nie wiedersehen würden. Wahrscheinlich würde sein Schicksal für immer und ewig durch andere Bücher zu wandern oder wenn Mia und Wilhelm wieder nach Hause gingen würde er an einem Platz alleine und einsam eingesperrt sein.

Herr Tumnus ging nun ausgerechnet auf den starrenden Kalle zu und sagte freundlich: „Guten Tag, werter Herr, mein Name ist Herr Tumnus.“ Kalle stotterte verlegen zurück: „Mmmmein Nnnname ist Kalle.“ Herr Tumnus drehte sich zu Wilhelm und schüttelte ihm auf freundlich die Hand. „Wilhelm“, sagte dieser kurz. Herr Tumnus ging in Richtung Tür: „Lasst uns hinein gehen. Ich denke, dass Frau Biber heiße Schokolade und Brote für uns alle hat. Seid alle herzlich willkommen.“ König Edmund nahm Mia vom Pferd und trug sie hinein, da sie fest eingeschlafen war.

Bevor Königin Lucy hinein ging, sprach Wilhelm sie an: „Eure Hoheit, bitte kurz auf ein Wort.“ „Wie kann ich euch helfen, Herr Wilhelm?“ Wilhelm wusste nicht wo er anfangen sollte, aber er war sich sicher, dass Lucy die einzige war, die ihnen helfen konnte. Wilhelm fing an zu erzählen: „Eure Majestät, Mia und ich kamen durch Magie in einen offenen Bücherschrank, der steht bei uns im Viertel auf einem öffentlichen Platz und dort kann man Bücher tauschen. Er ist im Dezember für Mia und mich magisch. Da wir nicht zusammen waren, als wir in den Schrank kamen, mussten wir viele Abenteuer bestehen bevor wir uns fanden. Mia lernte Kalle kennen, der aus seinem Buch fiel. Sie machten sich auf den Weg, um Hilfe zu suchen. Denn sie wussten nicht, wie Kalle in sein Buch zurückkehren könnte. Währenddessen war Ich war auf der Suche nach Mia. Erst vor kurzem trafen wir uns in einem anderen Buche vor einem Kamin wieder. Gemeinsam suchten wir dann einen Weg, wie wir aus jenem Buch wieder in den Bücherschrank gelangen könnten. Wir öffneten eine Tür und gingen einfach hindurch, ohne zu schauen, wo wir landen würden. So kamen wir hier nach Narnia. Hier haben wir nun die wichtigste magische Regel gebrochen, die da lautet, dass wir nicht aktiv in die Geschichte eingreifen dürfen, denn dadurch verändert sich alles. Was passiert, das haben wir heute erlebt. Es tauchten Figuren auf, die gar nicht hier erwähnt werden dürften. Ich weiß, dass König Peter glaubt, dass ich verrückt bin, aber es ist die Wahrheit! Bitte glauben sie mir.“ Königin Lucy antwortete ihm: „Lieber Herr Wilhelm, ich glaube ihnen jedes Wort. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie bitter es ist, wenn einem nicht geglaubt wird. Damals als wir noch Kinder waren, wollten die anderen mir nicht glauben, dass es Narnia gibt. Wie sie wahrscheinlich wissen, hat Edmund sich am schrecklichsten benommen. Damals haben sie mir nicht geglaubt, dass es Narnia gibt. Heute haben sie die Welt auf der anderen Seite des Kleiderschrankes vergessen.“ Wilhelm war so gerührt, dass ihm Tränen in die Augen traten. „Ich danke euch, Majestät. Aber jetzt muss ich eine Bitte vorbringen und hoffe, dass ihr mir helfen könnt. Und sei es nur ein Rat, was ich tun soll.“ „Ich höre! So bringt eure Bitte vor.“ „Majestät, wir müssen zurück in den Bücherschrank, und zwar so schnell wie möglich und Kalle muss endlich in sein Buch zurück. Er wird noch ganz krank vor Sorge um Eva-Lotta, seiner Freundin, die sich in den Fängen eines Mörders befindet. Bitte helfen sie uns, dass wir zurückkehren können.

Zusammen gingen sie zu den anderen. „Herr Tumnus, wissen sie, ob Aslan gerade in Narnia ist?“ „Nein, das weiß ich nicht, aber warum wollen sie mit ihm sprechen, eure Hoheit.“ „Weil er der einzige ist, der unseren fremden Freunden helfen kann. Sie müssen schnellstmöglich wieder in ihre Heimat. Aber nur Aslan kann ihnen den Weg zeigen.“

Als Königin Lucy fertig war, sprach zum ersten Mal Königin Susan: „Ich weiß, wie wir ihn herbeirufen können.“ Sie sprang auf und lief aus dem Saal. Nur einige Augenblicke später war sie wieder da und hielt in ihrer Hand ein kleines Horn aus Elfenbein. Sie hatte es schon seit Ewigkeiten nicht mehr genutzt, aber hatte es aus Gewohnheit immer in der Satteltasche. Nun nahm sie das Horn an den Mund und blies kräftig hinein. Da sie jetzt nicht anderes tun konnten als abzuwarten, genossen sie heiße Schokolade und verspeisten die leckeren Brote von Frau Biber. Nach einer Weile erschien ein Löwe, der so majestätisch daherkam, dass Kalle begriff, warum man ihn den König der Tiere nannte. Alle im Saal, einschließlich Wilhelm, Kalle und Mia, knieten sie vor dem Löwen nieder. Es war Aslan, der wahre König Narnias. „Ihr habt mich gerufen und hier bin ich. Wie kann ich helfen?“ Lucy erhob sich, und erzählte Aslan all das, was Wilhelm ihr gesagt hatte.“ „Kommt her zu mir, ihr Adamssöhne und du, Evastochter.“ Mia wusste nicht, wen er meinte. Ihr war nicht mal klar, was eine Evastochter sein sollte. „Wilhelm, wen meint er?“ „Uns!“ So gingen die drei auf ihn zu, wagten es aber nicht ihn anzusehen. Aslan wandte sich ihnen zu: „Ihr habt die goldene Regel des magischen Bücherschrankes gebrochen. Das ist ein sehr schweres und folgenreiches Vergehen. Durch die Kraft von Narnia kann euch verziehen werden. Alles wird wieder an seinen Platz kommen.  Nun folgt mir, so werde ich euch den Weg zurück zeigen.“ Die drei waren so beeindruckt, dass sie ihm folgten, ohne sich zu verabschieden, aber niemand nahm es ihnen übel, denn was die drei noch nicht wußten war, dass Herr Tumnus und die vier Könige sie schon längst vergessen hatten. Sie liefen hinter dem Haus zwischen den zwei Hügeln hindurch bis sie an einen breiten Fluss kamen. Aslan hielt vor einer Brücke und sprach erneut: „Wenn ihr diese Brücke überquert habt, werdet ihr eine blaue Tür finden. Durch jene müsst ihr durchgehen und ihr werdet euch im magischen Bücherschrank wiederfinden.“ Die drei waren so glücklich, denn es ging nach Hause.

Dann wandte sich Aslan an Kalle: „Du brauchst keine Angst haben. Eva-Lotta wird gerettet werden, aber es ist wichtig, dass du genau an der Stelle in dein Buch gelangst, an der du herausgefallen bist. Nun sprach er zu Wilhelm: „Habt ihr einen Wunsch und dieser soll sich erfüllen, müsst ihr die Worte „am liebsten“ verwenden. Aber eine Warnung sei euch gegeben: Ihr müsst auf die Schriftrolle achten, denn ist sie erst vollgeschrieben, gibt es für euch kein Zurück mehr. So verwendet eure Wünsche mit Bedacht, denn jeder Wunsch erscheint auf der Schriftrolle und mit jedem Wunsch wird die Schrift größer.“ „Ihr braucht euch um die Könige und Herrn Tumnus keine Sorgen machen. Sie wissen schon jetzt nicht mehr, dass ihr hier wart. Und die Geschichte nimmt den vorgesehen Weg. Nun geht los, damit ihr schnell nach Hause kommt.“

Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Sie bedankten sich bei Aslan und gingen los. Sie alle waren davon überzeugt, dass jetzt alles gut werden würde. Aber am glücklichsten war Kalle. Nachdem sie den Fluss überquert hatten, sahen sie schon von weitem die blaue Tür. So schnell wie sie konnten, liefen sie dort hin. Es war Kalle, der die Tür als erster erreichte. Doch er ließ Wilhelm die Tür öffnen, und ohne zu zögern gingen sie durch und gelangten zurück in den magischen Bücherschrank.

Ein eisiger Wind knallte ihnen entgegen und Kalle stand wieder nur mit einem T-Shirt bekleidet da. Wilhelm war immer noch die Decke eingehüllt. „Kalle, wo ist mein Mantel?“, fragte Wilhelm. Er wollte nicht, dass Kalle fror und er wollte auch seinen Mantel wiederhaben. Nicht, dass der dann im Bücherschrank bleiben würde. „Ich glaube, der ist in dem Buch geblieben, von dem wir immer noch nicht wissen, welches es war.“, antwortete Kalle verlegen. Wilhelm nahm die Schriftrolle aus seinem Lederbeutel, den er aus dem Sommernachtstraum mitgebracht hatte und rollte sie auf. Er sah, dass die Schrift tatsächlich wieder etwas größer geworden war. Als letztes stand dort: „wenn du deutsch sprechen sprechen und verstehen könntest“ und „Fünf Freunde auf neuen Abenteuern“. Er sagte laut zu den beiden Kindern: „Aslan hatte Recht. Die Worte am liebsten erfüllen die Wünsche.“ Dann schrie Mia laut auf: „Au Backe, das hatte uns Dumbledore auch schon gesagt. Entschuldigung Wilhelm, aber wir hatten überhaupt nicht verstanden, was das zu bedeuten hatte und in der ganzen Aufregung habe ich es auch vergessen.“ Es platze aus Kalle heraus: „Wünsch uns in mein Buch!“ Feierlich und langsam sprach Wilhelm die Worte: „Am liebsten wären wir in Kalles Buch an der Stelle, wo er rausgefallen ist“. Aus der Schriftrolle kam ein gleißendes Licht und wie schon zuvor wurden alle drei durch die Luft gewirbelt und dann war alles ganz still.